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Diversity in der Pflege: Aus welchem Grund Vielfalt so wichtig ist!
In der Radio Paradiso-Sendung „Natürlich gesund“ führt Ralf Schäfer, Beauftragter der Immanuel Albertinen Diakonie für Diversität und queere Lebensweisen, aus, was Diversity im Alltag einer Pflege- und Gesundheitseinrichtung bedeutet.
Julia Nogli
Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Ich bin Julia Nogli und Diversity in der Pflege. Aus welchem Grund Vielfalt so wichtig ist, so heißt unser Thema heute.
Gast hier im Studio ist Ralf Schäfer, Beauftragter für Diversität und queere Lebensweisen der Immanuel Albertinen Diakonie Sparte Wohnen und Pflegen. Hallo, ich grüße Sie.
Ralf Schäfer
Guten Abend, Frau Nogli, vielen Dank für die Einladung.
Julia Nogli
Sehr gerne. Ja, Diversity in der Pflege, also Vielfalt. Seit wann ist das überhaupt für Sie und auch Ihre Einrichtungen ein Thema?
Ralf Schäfer
Diversity in der Pflege war, glaube ich, immer schon Thema in unseren Einrichtungen. Aber vielleicht vorweg erst mal, wenn wir über Diversity sprechen, dann mache ich so ein bisschen die Erfahrung, dass unter Diversity entweder wird da der Themenkomplex sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität verstanden und sonst nichts. Oder Diversity wird unter dem Gesichtsaspekt oder dem Diversity-Merkmal Migration verstanden.
Und mir ist es ein großes Anliegen, das global zu sehen, also komplett, was da alles mit reingehört. Das sind Diversitätsmerkmale wie das Alter, wie Migrationsgeschichte. Da sind Sachen Menschen mit Beeinträchtigungen, entsprechend ihren Fähigkeiten und auch sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität.
Also das ist mir ganz wichtig, das am Anfang gleich nochmal sehr deutlich zu machen, wenn wir über Diversity in Pflegeeinrichtungen oder im Gesundheitswesen sprechen, dass es da ein sehr breites Spektrum an Aspekten gibt und Merkmalen, die man zu berücksichtigen hat.
Julia Nogli
Ja, das ist total wichtig, das ein bisschen größer zu fassen. Ja, was bedeutet das im Einzelnen? Vielleicht können Sie da mal Beispiele nennen, wo man da besonderen Fokus haben sollte?
Ralf Schäfer
Der Fokus knüpft vielleicht nochmal an die erste Frage ein bisschen an zum Thema geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung. Das hatten wir jetzt schon in unserer einen Einrichtung in Schöneberg seit 2011 durch spezielle Schulungsmaßnahmen zum Thema Queerness und Alter zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Und ein bisschen mehr Fahrt hat es dann aufgenommen in 2018, als wir dann bundesweit als erste Pflegeeinrichtung das Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt erhalten hatten.
Was bedeutet Diversity bei uns? Wir versuchen prinzipiell natürlich allen Vielfaltsaspekten Rechnung zu tragen und da gibt es verschiedene Ebenen, die wir da betrachten müssen. Es ist einmal die Ebene der Bewohnenden, dass wir da uns bemühen, die Biografien, die Lebenswelten zu berücksichtigen im Sinne von einem ganzheitlichen Pflegeansatz.
Dann gibt es die Ebene der Mitarbeitenden. Das muss man bei Diversity, wenn man sich damit auseinandersetzt, einfach mit berücksichtigen. Und da kommen die ganz vielen unterschiedlichen Lebensbiografien, Geschichten der Mitarbeitenden zusammen, auch ihre Fähigkeiten, also Merkmale, die ich gerade schon mal aufgezählt hatte.
Das Alter. Wir haben verschiedene Teams, da sind verschiedene Generationen, die zusammenarbeiten. Wir haben Teams mit einem sehr hohen Anteil an Mitarbeitenden, mit einer Migrationsgeschichte.
Das muss man dann ein Stück weit mit berücksichtigen. Wir haben Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Bildungsgrad etc. Das zählt alles darunter unter Diversity, also die Ebene der Mitarbeitenden.
Und dann haben wir noch die Ebene der Einrichtung an sich, wo man da nochmal genauer betrachten muss, wie geht man da vor Ort mit Diversity um? Welche Aspekte werden da berücksichtigt, sei es in der Außendarstellung? Wie ist der interne Sprachgebrauch?
Es gibt ganz viele Elemente, die man da berücksichtigen muss. Auch Transparenz und Sicherheit, das heißt Schutzkonzepte für Bewohnende, aber auch für Mitarbeitende. Also in beide Richtungen denken, was brauchst du da, um Diskriminierung vorzubeugen?
Wenn Diskriminierung stattfindet, wie gehen wir damit um? Da müssen wir drüber sprechen. Man braucht so eine Leitlinie, Leitplanken einfach links und rechts, um zu wissen, wie gehen wir damit um?
Also wenn ich es kurz zusammenfassen darf, Diversity bedeutet, auf individuelle Bedürfnisse eingehen, bedeutet Diskriminierung vermeiden, wenn sie stattfindet, abstellen, Ursachenforschung betreiben und aktiv dann Maßnahmen ergreifen, damit Diskriminierung nicht nochmal stattfindet. Bessere Teamarbeit durch besseres Verständnis untereinander, durch andere Blickwinkel. Jeder bringt mit seiner Lebensgeschichte eine Sichtweise mit.
Und wenn wir da sehr offen und vertrauensvoll miteinander im Dialog sind und aufeinander eingehen, Perspektivwechsel vornehmen, fördert das auch die Teamarbeit. Und gerade unter dem Aspekt der Fachkräftemangel oder überhaupt Personalschwierigkeiten auch im Gesundheitswesen, ist es natürlich eminent auch für eine Zukunftssicherung der Pflege. Also wenn wir uns diversitätssensibel aufstellen, uns mit Diversity beschäftigen, sind wir auch einfach attraktiver, wir sind inklusive und interessanter für Menschen, die vielleicht einen neuen Arbeitgeber, Arbeitgeberin suchen.
Julia Nogli
Und die Mitarbeitenden fühlen sich wohl bei Ihnen? Ist der Eindruck so?
Ralf Schäfer
Ja.
Julia Nogli
Das ist gut.
Ralf Schäfer
Wir haben schon positive Seiteffekte, dadurch, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen. Und im Standort Schöneberg jetzt im Moment sehr intensiv mit sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität. Aber das macht ja deutlich, dass wir auch diese zwei, wenn wir zwei Einzelaspekte in den Blick nehmen, dass wir alles im Blick haben.
Und wir stellen da fest, dass eben auch die Fluktuation der Mitarbeiterbindung höher ist. Mitarbeitende oder neue, künftige Mitarbeitende berufen sich sehr oft auf das Qualitätssiegel. Das macht nochmal deutlich, dass Menschen, die heute einen neuen Arbeitgeber, Arbeitgeberin suchen, sich vorher kundig machen, auch im Internet.
Und dann auch da eine sehr spezielle oder detailliertere Auswahl treffen, wo sie denn gerne hingehen möchten. Und wenn wir da auch nach außen hin deutlich machen, dass wir eine offene Kultur pflegen, ist das auch in dem Aspekt der Zukunftssicherung der Pflege sicherlich zu berücksichtigen.
Julia Nogli
Ja, nochmal doch mal verengt auf das Thema Homosexualität. Auch homosexuelle Männer und Frauen werden natürlich alt, so wie unsere Bevölkerung allgemein ja sehr altert und werden vielleicht pflegebedürftig. Ich habe mal gehört, sie fühlen sich dann oft nicht so wohl in sozusagen herkömmlichen Pflegeeinrichtungen.
Was ist da so anders oder so, dass sie sich da nicht so richtig offen und frei fühlen können?
Ralf Schäfer
Das sind auch unterschiedliche Aspekte, die man da berücksichtigen muss oder die da zum Tragen kommen. Wir beobachten ja augenblicklich so zwei Hauptgenerationen, die in ein Alter jetzt hat kommen, wo sie auf Hilfe fremder Menschen angewiesen sind. Und das ist eine Generation, die die Zeiten erlebt hat, als Homosexualität noch unter Strafbestand geächtet war und die sich dann auch in ihrem Leben nie frei geäußert haben oder nie offen gelebt haben.
Und die haben natürlich Ängste, in Einrichtungen dann wieder mit Diskriminierung, Ausgrenzung konfrontiert zu werden. Also so eine Retraumatisierung, die Ängste davor. Und dann haben wir eine Generation, die die Emanzipationsbewegung so in den 70er, 80ern sehr aktiv auch miterlebt hat, die natürlich mit ganz anderen Bedürfnissen oder Erwartungen auch an eine Pflegeeinrichtung rangehen, weil die möchten sich dann auch nicht mehr verstecken.
Die haben ihr Leben lang dafür gekämpft, haben dann aber vielleicht auch nicht mehr die Strategien und die Resilienz, mit Konflikten dann nochmal umzugehen. Also dann, wenn man ein Leben lang für was gekämpft hat und im Alter möchte man es dann auch irgendwann mal sein lassen, mit dem ständig kämpfen. Und die Menschen, also gerade jetzt die zwei Gruppen im Speziellen, sind natürlich häufig konfrontiert mit so einer gewissen Heteronormativität, Cisnormativität in Pflegeeinrichtungen.
Also das heißt, dass Mitarbeiter oder die Einrichtung immer nur davon ausgeht, es gibt männlich, weiblich und dass jeder Mann sich auch als Mann fühlt und jede Frau sich als Frau fühlt. Das sind so Voraussetzungen, die immer noch leider häufig in Einrichtungen sind. Dann richten sich natürlich entsprechend dann auch die Angebote und die Einrichtungen auch nur an diesen Heteronormativität, Cisnormativität aus.
Also sprich auch mit den Beschäftigungsangeboten, Freizeitangebote sind dann sehr auf diese Gruppe fokussiert. Aber so links und rechts oder das ganze Spektrum an Vielfalt wird da seltener berücksichtigt. Und dann kommen wir an Menschen häufig mit einer Unkenntnis konfrontiert.
Das merke ich auch in meinen Schulungen, die ich in den Einrichtungen oft durchführe. So zu den Lebensgeschichten, Biografien. Ich mache da so eine Übung, da geht es so ein Zeitstrahl von den Zwanzigern bis heute.
Was hat die queere Community alles erlebt? Welche Repressalien auch von staatlicher Seite? Das geht ja über Pathologisierung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Kriminalisierung.
Also Paragraf 175 ist aus Anfang der 90er abgeschafft worden. Homosexualität wurde Anfang der 90er auch nicht mehr als psychische Erkrankung gewertet. Transidentität erst, glaube ich, letztes Jahr oder 2022 aus der Liste rausgenommen als psychische Erkrankung.
Also da sieht man, wie lange da Verletzungen, Ungleichbehandlung stattgefunden hat. Und last but not least, Sexualität im vollstationären Pflegekontext ist immer noch sehr oft überhaupt ein Tabuthema.
Julia Nogli
Das glaube ich.
Ralf Schäfer
Schon gar nicht im Speziellen. Da geht es überhaupt, ist es schwierig oder tun sich viele Einrichtungen schwer, damit einen offenen Umgang zu haben. Obwohl WHO Sexualität als ein Bedürfnis bis zum Lebensende deklariert hat, als sexuelle Gesundheit.
Ja, da ist noch ein bisschen Luft nach oben.
Julia Nogli
Genau, aber da gibt es viel Aufklärung von Ihnen. Das ist gut so. Ich könnte mir auch vorstellen, aber ich will jetzt auch nicht Klischees selber aufbauen, dass es keine so familiäre Einbindung oft gibt, weil man ja vielleicht eben nicht Kinder hat, Enkelkinder und so weiter, sondern eher ein Freundeskreis, der aber vielleicht ja auch weniger wird.
Also spielt das auch eine Rolle, dass homosexuelle Männer zum Beispiel ein anderes Lebensumfeld haben?
Ralf Schäfer
Ja, ja. Also die Kinderlosigkeit ist ein großes Thema. Altersarmut ist ein großes Thema, gerade bei lesbischen Frauen mit Erwerbslücken, aber auch bei homosexuellen Männern.
Also war ja in den 50ern, 60ern, wenn bekannt wurde, dass man homosexuell ist, ging das häufig auch einher mit dem Arbeitsplatzverlust, soziales Dropout etc. Das sind alles dann so Erwerbseinbrüche, die in den Biografien stattgefunden haben und das muss da berücksichtigt werden auf alle Fälle. Und ein schöner Hinweis von Ihnen, da gibt es dann die Begrifflichkeit der Wahlfamilie.
Also das wird in der Community eben häufig verwendet, das sind dann solche sozialen Netzwerke, die homosexuelle Menschen im Laufe ihres Lebens aufgebaut haben und das ist dann so der Familienersatz und das war in den 80ern in der Aidskrise auch schon so, aber da war sehr deutlich, dass eben Wahlfamilien, diese sozialen, selbstgeschafften Netzwerke zu wenig berücksichtigt wurden und da ist es so, dass es heute eher berücksichtigt wird und wir beraten dann auch betroffene Personen häufig dahingehend, wenn sie Wahlfamilien haben oder besondere Personen des Vertrauens, wenn sie ausschließen, dass Angehörige ersten Grades irgendwie in die Pflege involviert werden sollen, dass sie das dann auch in Form von einer Betreuungsvollmacht verfolgen sollen.
Julia Nogli
Ach, das kann man machen, dass es eben doch der gute Freund wird und nicht der Cousin oder Bruder oder so, mit dem man vielleicht gar keinen Kontakt mehr hat. Ja, ja.
Ralf Schäfer
Wichtig ist es aber, wie gesagt, da beraten wir darauf hin, dass sie das dann auch schriftlich festhalten in einer Betreuungsvollmacht oder einer Patientenverfügung, kann man das auch noch regeln. Das sind so Punkte, die sprechen wir dann auch offen an.
Julia Nogli
Wie sind denn die Erfahrungen der letzten Jahre? Sie sind ja da schon sehr lange eben auch mit der Einrichtung in Schöneberg vor allen Dingen und auch mit anderen Einrichtungen dahingehend unterwegs. Haben Sie da noch nachjustiert, Sachen verbessert?
Also ja, wie sind die Erfahrungen damit, Diversity, Vielfalt so mit reinzubringen in die Pflege?
Ralf Schäfer
Wir haben am Standort Schöneberg als zertifizierte Einrichtung eigentlich nur gute Erfahrungen bis jetzt da gemacht und Mitarbeiter, die wissen, dass gerade im zweiten Rezertifizierungsprozess sind, weiterhin sehr motiviert, engagiert dabei, auch bei den Schulungen, die wir da jetzt im Zuge der Rezertifizierung nochmal durchführen. Da ist ein großes Engagement und wir entwickeln uns natürlich weiter. Also so ein Qualitätssiegel oder wenn sie sich entscheiden, diversitätssensibel sich auszurichten, auch in der Organisationsentwicklung, ist das ja nie abgeschlossen.
Das ist ein stetiger Prozess. Auch wir haben eine gewisse Mitarbeitendenfluktuation, geringer als in anderen Einrichtungen. Aber auch da gehen Mitarbeiter in Rente oder treffen dann doch eine andere Lebensentscheidung, dass sie sich vielleicht auch einen anderen Lebensmittelpunkt aussuchen oder tatsächlich auch mal mit uns nicht zufrieden sind als ArbeitgeberInnen.
Das ist legitim. Also auch eine gewisse Fluktuation haben wir da auch. Man muss ja auch ständig mit Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen am Ball bleiben.
Und auch in der Organisationsentwicklung, es gibt immer wieder Punkte, wo wir denken, da müssen wir mal überlegen, was wir da noch erweitern können. Wir sind jetzt in der Rezertifizierung, hatte ich gerade gesagt.
Julia Nogli
Wer vergibt denn dieses Siegel?
Ralf Schäfer
Das Siegel wird über die Schwulenberatung Berlin vergeben. Und das Qualitätssiegel hat sich im Vergleich zur Erstzertifizierung 2018 um die postmigrantische Vielfalt erweitert. Das heißt, wir sind jetzt dabei, nochmal alle unsere Konzepte und Leitlinien, Verfahrensanweisungen, die wir entwickelt haben, nochmal dahingehend zu prüfen, ob die postmigrantische Perspektive ausreichend berücksichtigt ist.
Dann haben wir uns entschlossen, für die Einrichtung auch eine Transitionsleitlinie zu erstellen, ein sehr umfangreiches, ausführliches Handlungsanleitungskonzept, wie wir mit Mitarbeitenden umgehen, die eine Geschlechtsangleichung bei uns während dem Arbeitsverhältnis durchlaufen möchten. Das sind so Aspekte, also Sie sehen, kommen immer wieder neue Themen dazu. Man muss manche Aspekte evaluieren, vielleicht anpassen an aktuelle Begebenheiten.
Und ein stetiger Prozess, ein ständiger Fluss.
Julia Nogli
Die Nachfrage wird ja hoch sein, vermute ich mal, weil es klingt ja alles gut, es wird sich ja rumsprechen.
Ralf Schäfer
Die Nachfrage steigert sich, verständlich.
Julia Nogli
Also für Bewohnerinnen meine ich jetzt.
Ralf Schäfer
Prinzipiell ist die Nachfrage nach vollstationären Pflegeplätzen groß. Durch die Preisentwicklungen etc. liest man ja häufig, dass viele Einrichtungen nicht mehr voll belegen oder es gibt dann auch Einrichtungen, die schließen.
Also es gibt einen hohen Bedarf.
Julia Nogli
Ich meine jetzt mit dem speziellen Konzept bei Ihnen.
Ralf Schäfer
Ja, es gibt einen hohen Bedarf und für spezialisierte oder sensibilisierte Einrichtungen, nicht spezialisiert, das ist so eine Extrawurst, sensibilisierte Einrichtungen, steigt der Bedarf auch langsam. Es ist noch zu spüren, dass gerade aus der Community heraus der Grundsatz zu Hause, also im häuslichen Umfeld gepflegt zu werden, immer noch sehr greift, weil es doch noch bessere Unterstützungssysteme gibt. Aber das verändert sich langsam, weil gerade mit den Wahlfamilien, die altern natürlich mit mir selber.
Also wenn ich jetzt mein soziales Umfeld anschaue, mein Netzwerk, das altert ja mit mir. Und wenn ich dann in die Situation komme, dass ich Hilfe brauche, sind die natürlich auch in einem Alter, wo sie vielleicht selber schon auf Hilfe angewiesen sind. Also da steigt der Bedarf auch hin.
Wir spüren das auch an den Anfragen. Und ganz speziell sind viele Nachfragen für betreutes Wohnen oder Servicewohnen. Da haben wir auch im Standort in Schöneberg Wohnungen, da ist es ganz exorbitant hoch geworden, die Anfragen.
Julia Nogli
Ist ja aber sicher nicht die einzige Einrichtung in Berlin. Also ich meine jetzt auch von anderen Anbietern, also kommt das langsam so nach vorne allgemein?
Ralf Schäfer
Für Berlin, muss ich sagen, sind wir immer noch die einzigste vollstationäre Pflegeeinrichtung, die sich hat zertifizieren lassen. Ich möchte jetzt nicht absprechen, dass es Einrichtungen gibt, die prinzipiell sensibel sind. Aber so nachweislich über eine Zertifizierung haben wir da immer noch das Alleinstellungsmerkmal.
Julia Nogli
Es gibt also sogar ein Zertifikat für Diversity in der Pflege oder für die Sensibilität gegenüber der Vielfalt, die unsere Gesellschaft nun mal ausmacht. Mehr Infos zum Thema hier auf paradiso.de in der Mediathek unter natürlichgesund.
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Wenn Hochbetagte auf Reisen gehen
Annja Arnoldt leitet das Immanuel Haus am Kalksee in Rüdersdorf und berichtet in der Sendung „Natürlich gesund“, was es an Planung braucht, um mit 75 bis 100 Jahre alten pflegebedürftigen Menschen zu reisen, wie viele Mitarbeitende dabei sind und warum es sich – trotz aller Mühe – so sehr lohnt.
Julia Nogli
Schönen Dienstagabend, wie immer mit der Sendung Natürlich gesund hier auf Radio Paradiso. Mein Name ist Julia Nogli und das Thema heißt heute Immer mehr als üblich Hochbetagte auf Reisen. Expertin und Gast hier im Studio ist Anja Arnoldt.Sie leitet das Immanuel Haus am Kalksee in Rüdersdorf. Schönen Abend. Hallo.
Anja Arnoldt
Hallo.Julia Nogli
Ja, was ist denn das Haus am Kalksee?Anja Arnoldt
Das Haus am Kalksee liegt in Rüdersdorf direkt am Kalksee, ist eine Senioreneinrichtung und hat mehrere Bereiche. Wir haben einen ambulanten Pflegedienst mit einer spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, eine Tagespflege mit 15 Plätzen und eine vollstationäre Einrichtung mit 105 Bewohnerinnen und Bewohnern. Im Haus arbeiten um die 120 Mitarbeiter in Vollzeit und Teilzeit.Julia Nogli
Pflegekräfte, Servicekräfte, Kurzfront. Ja, also das ist sozusagen, wenn man so will, das Übliche. Aber wir reden heute über Reisen.Wie ist denn die Idee entstanden, Reisen mit alten Menschen durchzuführen?
Anja Arnoldt
Alles, was die Pflege tut, ist biografiegeleitet. Wir machen Tagesausflüge. Wir gehen mit denen mal ins Kino.Haben wir mal jemanden, der besondere Arbeit hatte, dann versuchen wir da nochmal irgendwie nachzuspüren und da vielleicht auch mal hinzufahren. Und irgendwann entstand die Idee, ja, wir können nochmal verreisen. Es gibt ja behindertengerechte Einrichtungen, Hotels, Begegnungsstätten.
Und vor 13 Jahren kamen Hausäcktern in Waren mit in die Emanuel miteinander leben. Und dann haben wir gedacht, probieren wir das.
Julia Nogli
Weil die Menschen ja auch früher mal verreist sind. Das ist dieses Abholen in dem, was in meinem Leben mal schön war. Genau, ja.Und wohin gehen solche Reisen?
Anja Arnoldt
Also Kriterium ist nicht zu weit weg, weil Polarpausen unterwegs sind, die dauern dann mindestens zwei Stunden. Ach, weil alle müssen, alle raus, alle rin und wie die Schildkröten mit Rollator und Rollstuhl denn wohin und zurück. Also die Reise soll nicht trapeziös sein.Und immer dahin, wo es bunt ist, ein bunter Ort, wo viel zu erleben ist und wo Kultur ist, wo die Landschaft noch schön ist. Und so haben wir unseren Radius auch dahin gezogen, wo die Leute sagen, ja, das kennen wir noch von früher. Wir waren an die Müritz, wir waren in Binz.
Dieses Jahr fahren wir nach Warnemünde und nicht einfach so nach Warnemünde, sondern ins Hotel Neptun, weil eine Frau hat gesagt, 1971 war sie das letzte Mal im Hotel Neptun. Das ist bekannt, mit dem Dreizack. Genau, also haben wir uns dann da an die Verwaltung gewandt und die haben uns ein Short-Gruppen-Angebot gegeben und da juckeln wir dann alle im Dezember hin.
Und inzwischen machen wir auch zwei Reisen. Also die Reisen, die kann ich immer nur machen, wenn ich genug Mitarbeiter habe, die sagen, gut, sie machen mit. Wie viel nehmen da teil und wie viel brauchen Sie sozusagen als Mitarbeiter?
Also grundsätzlich nehmen all die teil, die von der Reise was haben und dann auch nicht schmerzbelastet da irgendwie antreten müssen. Wir sind immer so zwischen 35 und 45. Bewohner, Tagesgäste, ambulante Patienten und um die zehn Mitarbeiter.
Also wenn wir neun Rollstühle haben, müssen mal zehn Mitarbeiter sein. Neune schieben, einer muss nach dem Weg kicken.
Julia Nogli
Ja, genau, ja. Was sind denn die besonderen Herausforderungen?Anja Arnoldt
Herausforderung ist die Gegebenheit vor Ort. Herausforderung sind die Zahl der Mitarbeiterschaft zusammen zu haben, die dann auch mitkommen, die das auch leisten können, Tag und Nacht dabei zu sein. Also wer will, der kann nicht unbedingt, weil vielleicht ein kleines Kind zu Hause ist oder der Hund, der nicht untergebracht werden kann.Und wenn wir verreisen, ist es immer wie ein Umzug. Also vom Toilettenstuhl bis zu Inkontinenzunterlagen, Notfallkoffer, Notfallmedizin. Ja, und die Ausflüge sind auch wie Wandertag.
Ena hat immer noch mal Wechselwäsche für irgendwen mit.
Julia Nogli
Ja, okay. Also da muss an ganz vieles gedacht werden.Anja Arnoldt
An alles.Julia Nogli
Wie lange machen Sie das schon jetzt? Jetzt 13 Jahre. Oh, schon 13 Jahre.Das heißt, da haben Sie schon einiges wahrscheinlich, was Sie bei der ersten und zweiten noch vollkommen falsch gemacht haben, dazugelernt und haben Ihre Checklisten wahrscheinlich, was alles wichtig ist. Ja, jetzt wollen wir mal gleich zum Positiven kommen. Wie profitieren die Menschen davon?
Anja Arnoldt
Also erst mal ist es eine totale Vorfreude. Wir fahren im Juni und jetzt geht es schon wieder los, dass die alle total reiselustig und rustig sind und freuen sich und sind nicht dankbar. Die sind einfach so, dass sie sagen, wir sind endlich wieder frei.Diese Freiheit zu haben, in Geschäfte zu gehen, selber zu entscheiden. Also diese Selbstbestimmung ist ja dann noch mal auf einer Reise eine ganz andere. Und das ist das Ausschlaggebende.
Und diese Freude, diese Vorfreude und die Freude dabei ist auch noch mal ganz bezeichnend. Also wir haben immer einen Tanzabend und der Tanzabend ist immer so. Komm, gibst die erste rhythmische Musik.
Da ist das Parkett voll und da sind auch die Rollstuhlfahrer drauf.
Julia Nogli
Das ist ja wirklich großartig. Also man kann sagen, die Bewohner leben da richtig auf. Und sie haben vielleicht auch Fähigkeiten, wo sie gar nicht mehr dachten, dass sie die haben.Anja Arnoldt
Also die demenzerkrankte Frau, die wirklich schon nicht mehr spricht, die sagt plötzlich schön oder die tanzt noch mal mit ihrem Partner. Wir nehmen ganz oft ja auch die Ehepartner oder die Partner mit, wenn die möchten. Und wir helfen der alten Frau aus diesem Rollstuhl zu zweit und die liegt bei denen im Arm und die tanzt.Die bewegt plötzlich wieder ihre Meine. Das ist so. Oder erkennen, wenn wir haben Kultur vor Ort beim Klassikkonzert, erkennen die irgendwas und plötzlich dirigiert sie mit.
Julia Nogli
Das ist ja wirklich großartig. Also hätten sie es nicht schon erfunden, hätte man es erfinden sollen. Aber wie wird das überhaupt finanziert?Anja Arnoldt
Ja, das ist so gesehen ein Problem. Also finanziert wird es privat beziehungsweise gibt ja noch den Entlastungsbeitrag, den man für Begleitdienste nehmen kann davon. Aber wer es nicht finanzieren kann.Wir sind eine Diakonie und ich habe einen ganz schonen Geschäftsführer. Da wird dann anders verhandelt. Ja, aber eine Zuzahlung ist bei oder eine Ratenzahlung.
Und wir sind ja auch kein Reiseunternehmen. Also wer ausfällt und am Abfahrtstag sagt, geht ihm nicht gut. Na, dann ist es so.
Der muss da auch nicht irgendwie Stornogebühr oder sonst was bezahlen.
Julia Nogli
Das ist dann hier nullt. Genau. Ja, aber es ist ja immerhin auch eine Reise.Das ist ganz wirklich großartig. Gibt es manchmal auch Verschlechterungen von medizinischen Zuständen zum Beispiel, wo sie dann auch eine Art Betreuung? Was machen Sie dann?
Anja Arnoldt
Also wenn es eine Verschlechterung gibt, ist es meistens ein Notfall. Also Notfall haben wir auch immer mal. Es ist ja auch so, dass die Pflegekräfte nicht abends um null Uhr ins Bett gehen, sondern die machen ja auch noch die Nachtrundgänge.Wenn ein Notfall ist, dann haben wir auch den Notdienst und entweder ein Notfall kriegen wir alleine hin oder Krankenhaus.
Julia Nogli
Genau, das ist völlig normal. Wie ist denn die Altersspanne so? Von 75 bis 100.Und manche waren jetzt auch schon mehrfach mit.
Anja Arnoldt
Also so lange wie es geht.Julia Nogli
Also wir haben die, die nach der Reise ist, vor der Reise. Ja, haben Sie. Gibt es auch welche, die echt Angst haben, sich das nicht zutrauen, die so ein bisschen dann überreden müssen?Anja Arnoldt
Ja, das heißt, wenn wir reden, dann können wir gegen die Wand drehen. Aber wenn die anderen reden, wenn die Tagesgäste untereinander und was du da verpasst hast und was wir da gemacht haben, ja, dann sind sie doch ganz aufgewühlt und dann probieren sie es. Oder wir haben auch Leute, die sagen, mit den Alten wollen sie nie fahren.Und dann fahren sie eh mal mit. Und plötzlich sind da Freundschaften entstanden, auch bei den ambulanten Patienten, dass die sich zu Hause dann auch treffen. Also auch Nachgang nochmal gegen Isolation und Einsamkeit.
Haben Sie schon auch einen Preis dafür bekommen eigentlich? Nee, aber der Preis ist wirklich die heiteren Leute. Und die macht ja auch was mit der Mitarbeiterschaft, die fährt.
Das ist sowohl Feiern, aber eben auch die Pflege komplett. Ja, und das Kennenlernen nochmal anders, auf einer anderen Ebene untereinander.
Julia Nogli
Aber dennoch muss ja der normale Betrieb auch weitergehen. Wie kriegen Sie das denn hin?Anja Arnoldt
Naja, wir sind im Haus am Kalksee wunderbarerweise mit der Personalausstattung super. Wir sind so eins drüber. Wir haben keine Not, möchten auch nicht.Julia Nogli
Was sind nochmal so ganz besondere Erfahrungen, die Sie gemacht haben, wo Sie selber gestaunt haben?Anja Arnoldt
Die Veränderung der Menschen mit ihrer Offenheit, mit ihrer Mobilität, mit beispielsweise nachts durchschlafen, wo die sonst abends immer die Schlaftablette kriegen oder nachts nicht mehr zum WC müssen, weil sie einfach so fertig sind vorm Tag. Ja, und auch das Wiedererkennen oder ganz einfache Ereignisse. Wir laufen in Binz lang und eine Frau sagt zu mir, ach, man, ich zieh mich so gerne mit mir zu Rossmann.Also tappern wir da rein und sie sagt, weißt du Anja, wie lange ich nicht in so einer Einrichtung hier war und hat gekauft und hat sich selber ausgesucht. Da kommt immer die Tochter und bringt die schönsten Kosmetikartikel und plötzlich kann sie das alleine machen.
Julia Nogli
Ja, genau. Ja, selbst sowas kann eine totale Freude sein, selbstbestimmtes Leben halt.Anja Arnoldt
Unbedingt, ja.Julia Nogli
Oder eben auch am Wasser zu sein, wenn an der Müritz oder an der Ostsee.Anja Arnoldt
Oder an der Müritz, dass wir die Leute wirklich auch mit Rollstühlen ins Wasser schieben oder wenigstens die Beine freimachen, wer nicht will. Und andere Orte sind zum Beispiel Rheinsberg. Rheinsberg hat so ein ganz schönes, interessantes behindertengerechtes Hotel von der Donnersmarck Stiftung.Die haben so eine warme Schwimmhalle und die haben auch sämtliche Rätschaften und Hubvorrichtungen, dass wir die Leute ins Wasser lassen und Wehpflegekräfte begleiten. Und plötzlich ist da der Mann, der seit 40 Jahren nie wieder im Wasser war, in der Schwimmhalle und total glücklich.
Julia Nogli
Also dieses Glück der Menschen, das stärkt uns. Richtig Gänsehaut. Also das klingt wirklich fantastisch.Kann ich sehr gut nachvollziehen, mir sehr gut vorstellen. Sie sagten vorhin schon, Demenz ist natürlich ein großes Thema, kann aber auch schwierig sein, oder? Wenn jemand dann irgendwie, das ist ja auch mal so, mal so manchmal.
Wie gehen Sie damit dann um? Ja, wenn jemand zum Beispiel gar nicht mehr weiß, wo bin ich jetzt?
Anja Arnoldt
Genau, genau. Und so eine Stadien gibt es ja dann da durchaus auch. Oder im Heim ist noch alles gut, da funktioniert es und ist orientiert.Und plötzlich ein anderer Ort. Natürlich, da ist es dann richtig problematisch. Also eigentlich, wir zählen unsere Gruppe mal durch.
Wir zählen durch wie Kinderjagd. Ja, genau. Das ist wichtig.
Und wenn wir wirklich dann jemanden haben, der so ortsorientiert, desorientiert ist, der begleiten wir bis bis dahin, dass einer mit in diesem Appartement schläft.
Julia Nogli
Okay.Anja Arnoldt
Beim letzten, dass ich dann das eine Zimmer nahm und der Bewohner das andere Zimmer, damit er mir nicht abhanden kommt. Genau.Julia Nogli
Und die Kontinuität ist, sind Sie ja als Person.Anja Arnoldt
Ja, ja, ja. Und wenn er weiß, ich bin jetzt da, dann ist auch für ihn gut.Julia Nogli
Genau.Anja Arnoldt
Aber das durchzählen, immer wieder zählen, ob alle da sind.Julia Nogli
Ja.Anja Arnoldt
Also nächste Reise ist im Juni. Wo geht's hin? Nach Waren/Müritz und im Dezember nach Warnemünde.Ach, das ist alles schon geplant?
Julia Nogli
Ja, muss man.Anja Arnoldt
Sonst ist es ja keine Chance. Sonst kriegen wir unseren Lieblingsbusunternehmer nicht. Da haben wir nämlich auch so einen Speziellen.Der ist so ganz ruhig und freundlich mit uns. Und wir wissen also, erst wird alles ausgelegt mit In-Continence-Material. Denn die Leute rennen hier rum und der hat Zeit mit uns.
Julia Nogli
Das ist ganz wichtig. Und auch bei den Hotels, sagen Sie, Sie treffen da ja schon auf Leute, die Erfahrungen mit all dem haben und es geht eben ganz viel.Anja Arnoldt
Ja, genau.Julia Nogli
Dann ganz lieben Dank an Anja Arnold, die Leiterin des Immanuel Hauses am Kalksee in Rüdersdorf, eine Einrichtung der Immanuel Albertinen Diakonie. Immer mehr als üblich hochbetagte auf Reisen, so unser Thema heute.Mehr Infos dazu und die ganze Sendung zum Nachhören hier auf www.paradiso.de in der Mediathek unter natürlich gesund. Einen wundervollen Abend für Sie mit Radio Paradiso.
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Wie funktionieren die Finanzen in Pflegeeinrichtungen?
Thorsten Gerenkamp, Kaufmännischer Leiter der Immanuel Miteinander Leben GmbH, erklärt in der Sendung „Natürlich gesund“, wie die Kosten in Pflegeeinrichtungen entstehen und warum eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema Pflegeheim sinnvoll ist.
Julia Nogli
Schön, dass Sie dabei sind. Hier ist natürlich gesund auf Radio Paradiso. Mein Name ist Julia Nogli und das Thema heißt heute teures Pflegeheim.
Wie funktionieren die Finanzen in Pflegeeinrichtungen? Experte und Gast hier im Studio ist Thorsten Gehrenkamp, kaufmännischer Leiter von Immanuel Miteinander Leben. Schönen guten Abend.
Thorsten Gerenkamp
Schönen guten Abend, Frau Nogli.
Julia Nogli
Ja, Immanuel Miteinander Leben, das müssen Sie bitte kurz erklären. Was ist das und was sind da Ihre Aufgaben?
Thorsten Gerenkamp
Also wir sind ein Zusammenschluss von Pflegeheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Da sage ich gleich noch was zu. Also erstmal sind wir eine Tochtergesellschaft der Immanuel Albertin Diakonie, eines großen Sozialunternehmens mit Schwerpunkt in Nord- und Ostdeutschland.
Und wir sind eine Tochtergesellschaft von diesem Konzern, der sich um die Altenhilfe und die Eingliederungshilfe kümmert. Wir haben insgesamt acht Einrichtungen, fünf Einrichtungen der Altenhilfe oder der klassischen Pflegeheime und drei Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Und ich bekleide dort die Position des kaufmännischen Leiters.
Salopp formuliert passe ich auf, dass uns das Geld nicht ausgeht. Und im Grunde genommen, wenn ich so rumreißen soll, meine Aufgabe ist es, den finanziellen Rahmen zu finden, sodass unsere Leute in den Einrichtungen, unsere Teams in den Einrichtungen gut pflegen und betreuen können.
Julia Nogli
Das ist ja sicher eine Mischung, wie diese Finanzen überhaupt entstehen, wo das herkommt und was man da beantragen muss und so weiter. Genau darüber wollen wir heute reden. Ganz grob gefragt, wie finanziert sich ein Pflegeheim?
Ich spreche jetzt von einem typischen Seniorenheim, wenn man das so sagen kann.
Thorsten Gerenkamp
Also es gibt viele Einzelheiten, aber ich will es mal für die Hörerinnen und Hörer ein bisschen vereinfachen. Es gibt zwei Töpfe, aus denen wir uns finanzieren. Der eine Topf ist die Pflegekasse.
Die Pflegekasse zahlt uns für jeden Bewohner, jede Bewohnerin differenziert nach Pflegegrad einen Zuschuss. Die Pflegeversicherung ist ja eine Teilkasko, eine sogenannte Teilkaskoversicherung. Sie übernimmt nicht alle Kosten.
Und der zweite Topf, das sind die Bewohnerinnen und Bewohner. Die müssen dann ihren Eigenanteil, der nicht unerheblich ist, da kommen wir gleich zu, finanzieren und bezahlen. Und genau, das sind die beiden Töpfe.
Und wenn der Bewohner oder die Bewohnerin das finanziell nicht leisten kann, dann kommt eine dritte Partei ins Spiel und das ist der sogenannte Sozialhilfeträger. Das sind dann die Landkreise, Städte, Kommunen.
Julia Nogli
Sie haben es eben schon gesagt, es geht hier um eine Menge Geld zum Teil, vielleicht mal so eine Größenordnung, das sind ja sicher mal ein paar Tausend Euro im Monat, die da irgendwie aufgebracht werden müssen, oder?
Thorsten Gerenkamp
Mittlerweile reden wir, also bei unseren Einrichtungen, wenn ich unsere Einrichtungen mal als Maßstab nehme, haben wir so einen Eigenanteil, den jeder Bewohner, jede Bewohnerin aufbringen muss von im Moment zwischen 3.400 und 3.800 Euro. Also wir werden uns perspektivisch auch wir in diesem Jahr Richtung 4.000 Euro bewegen und das ist eine Menge Geld, das ist einfach so. Und das wird auch in der öffentlichen Diskussion ist das meistens das Thema, die Pflegeheime, also wenn sie werden teuer oder sind teuer, wer soll das finanzieren?
Ja, das ist die Frage, aber eine Sache muss man auch mal vielleicht am Anfang sagen, wir sind die Glücklichen, die ein Pflegesystem haben. Also viele Länder um uns herum haben das nicht. Also bei allen Problemen, wir haben eine Teilkaskoversicherung, die Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts eingeführt wurde.
Julia Nogli
Reden wir doch auch mal ruhig über die Leistungen, was bedeutet das, wie entstehen diese Kosten, was kann derjenige in Anspruch nehmen?
Thorsten Gerenkamp
Also die Leistungen umfassen natürlich die Pflege, Betreuung, Unterkunft, Lebensmittel, also alles.
Julia Nogli
Ja, Essen, Trinken.
Thorsten Gerenkamp
Genau, Essen, Trinken, es ist eine Rundumversorgung und um auch mal vielleicht den Hörerinnen und Hörern mitzuteilen, wo entstehen diese Kosten vornehmlich? Also 65 Prozent unserer Kosten sind Personalkosten, Tendenz steigend. Das ist eigentlich eine gute Nachricht.
Das bedeutet nämlich, dass mittlerweile die Pflegefachkräfte, die Pflegehilfskräfte, die Betreuungskräfte ordentlicher bezahlt werden als noch vor 7, 8, 9, 10 Jahren. Und das ist eigentlich erstmal eine gute Nachricht. Und das bedeutet aber auf der anderen Seite, irgendwo muss das finanziert werden, irgendwo müssen diese Kosten refinanziert werden und deshalb auch die steigenden Kosten für einen Pflegeheimplatz.
Und einen Kostenblock habe ich jetzt noch unterschlagen sozusagen. Das ist natürlich auch für das Gebäude, für die Investition. Entweder die Miete oder wenn wir es im Eigentum haben, irgendwie muss auch da...
Julia Nogli
Unterhaltskosten, ja.
Thorsten Gerenkamp
Also im Grunde genommen kann man sagen, Personalkosten sind so um die 65 Prozent. Sachkosten, wozu Lebensmittel, Energie, solche Dinge gehören, sind so 20 Prozent und 15 Prozent entfallen dann auf den Bereich, ich nenne das immer die Investitionskosten, also für Miete, für die Refinanzierung des Gebäudes.
Julia Nogli
Also das ist wirklich auch nachvollziehbar. Es geht hier nicht darum, dass das beliebig und willkürlich irgendwie auch dann erhöht wird, sondern das spiegelt sich.
Thorsten Gerenkamp
Genau, das wird nicht willkürlich. Also es gibt, wir sind ein, und das ist vollkommen in Ordnung, ein sehr regulierter Bereich, sowohl inhaltlich als auch finanziell. Also Sie können nicht einfach ein Pflegeheim aufmachen, sondern Sie müssen das beantragen.
Sie brauchen einen Versorgung, einen sogenannten Versorgungsvertrag mit den Pflegekassen und mit den Sozialhilfeträgern, dass sie berechtigt sind. Wir werden auch jedes Jahr geprüft letztendlich, wie pflegen wir, wie ist der Zustand in den Pflegeheimen. Wir sind ein reglementierter Bereich, das ist auch richtig so, weil wir uns ja um pflegebedürftige Menschen kümmern.
Und die sind angewiesen auf den Pflegeplatz in der Regel und können sich vielleicht auch nicht mehr dann selber darum kümmern, ob alles in Ordnung ist. Und da spielen die Prüfbehörden, Heimaufsicht, Pflegekassen eine große Rolle, das ist inhaltlich. Und sowohl auch beim finanziellen Bereich, also ich kann jetzt nicht sagen, wir erhöhen jetzt einfach mal die Entgelte, sondern auch das ist ein geregeltes Verfahren.
Wir verhandeln unsere Pflegeentgelte mit den Pflegekassen und mit den Sozialhilfeträgern. Und da müssen wir einen Antrag stellen und das wird geprüft. Das ist eine Verhandlung.
Ich stelle mir was anderes vor als gegebenenfalls die Pflegekasse und dann einigt man sich und dann werden die festgesetzt und das sind dann die Pflegeentgelte, die wir auch abrechnen dürfen. Und wir dürfen nicht einfach irgendwie beliebig unsere Preise erhöhen. Und wichtig ist auch noch, wir müssen das natürlich auch unseren Bewohnerinnen und Bewohnern rechtzeitig mitteilen und dass sie auch Bescheid wissen, ab wann erhöhte Pflegegesetze gelten.
Julia Nogli
Es ist ja nun mal so, auch wenn es viele Bemühungen gibt und viele Menschen das auch gerne möchten, dass sie so lange wie möglich zu Hause bleiben. Da gibt es auch allerlei Hilfen, haben wir ja auch an anderer Stelle schon besprochen. Aber es gibt eben Situationen, wo es besser ist, versorgt zu sein, umsorgt zu sein und auch eben möglichen Dingen vorzubeugen, die passieren können, weil man eben in einem Pflegeheim ist.
Kann man da auch mal so ein bisschen die Angst nehmen? Also vor einem Pflegeheim, wie tastet man sich denn daran? Wann sollte man überhaupt anfangen, sich mit dieser Thematik mal zu befassen?
Thorsten Gerenkamp
Frühzeitig. Also das ist ein Thema, was wir natürlich, jeder hält das so lange wie möglich von sich weg. Und man sollte, das ist auch meine Erfahrung oder auch wenn ich mit unseren Einrichtungsleitungen, mit unserer Pflegedienstleitung spreche, man sollte sich frühzeitig mit dem Thema beschäftigen.
Nicht erst, wenn es soweit ist, weil dann entsteht zu, ich nenne das jetzt mal emotionaler, oder emotionalem Druck, auch noch der Druck, dann irgendwie was regeln zu müssen. Das passiert dann aus Situationen heraus, wo sowieso alles fragil ist und wo ein Ereignis, in der Regel ist ja, passiert irgendwas und dann braucht man einen Platz. Und man sollte sich frühzeitig einfach, nicht erst mit 60, sondern auch, ich bin jetzt Mitte 40, dann sollte man sich auch mal mit diesem Thema beschäftigen und sich fragen, wie möchte ich denn alt werden?
Was ist für mich wichtig, und das ist eine sehr individuelle Frage, das ist bei jedem, bei Ihnen anders als bei mir, wie möchte ich eigentlich alt werden? Wie möchte ich umsorgt werden, gepflegt werden, wenn ich nicht mehr so kann, wie ich möchte? Jeder möchte so lange wie möglich im häuslichen Bereich, in seinem Umfeld, am besten alt werden.
Wenn Sie jetzt hier eine Umfrage machen in Deutschland, wer möchte ins Pflegeheim, dann werden Sie nicht einen Prozentpunkt, glaube ich, erreichen, der sagt, das kann ich mir vorstellen. Und damit sich umfassend zu beschäftigen und auch das für sich klar zu haben und das auch mit seinen Angehörigen, mit seinen Liebsten zu teilen, damit die auch wissen, was braucht derjenige? Das auch zum Thema machen, im Freundes- und Bekanntenkreis.
Ich weiß, das macht man selten.
Julia Nogli
Ja, das stimmt.
Thorsten Gerenkamp
Was ich eben gesagt habe, wir verdrängen das erst mal. Das passiert mir ja nicht oder wie auch immer, aber das sollte man tun.
Julia Nogli
Es ist ja nicht nur dann diese Entscheidung da zu treffen, ein mögliches Pflegeheim zu besuchen, sondern es ist auch schwierig, einen Platz zu finden, oder?
Thorsten Gerenkamp
Mittlerweile, ja, wir arbeiten in unseren Einrichtungen, in unseren fünf Einrichtungen der Altenhilfe, mittlerweile mit Wartelisten wieder. Also es ist nicht gesagt, wenn Sie heute einen Pflegeplatz brauchen, dass Sie morgen einen haben. Das ist einfach so.
Wir haben freie Pflegeheimwahl in Deutschland. Also jeder darf seinen Aufenthaltsort als Bürger selbst bestimmen. Das ist auch gut so.
Es gab mal die Fälle, dass Sozialhilfeträger versucht haben, dann Leute in die billigeren oder kostengünstigeren Pflegeheime unterzubringen. Das ist untersagt, auch höchstrichterlich. Da darf sich jeder sein Pflegeheim aussuchen, aber wenn da ein Platz ist.
Es gibt keinen Rechtsanspruch, das ist vielleicht auch mal wichtig zu sagen, auf einen Pflegeheimplatz.
Julia Nogli
Vielleicht noch mal zu den Kosten. Sie hatten es schon gesagt, das wissen wir alle, die sind hoch und das ist auch berechtigt. Das muss so sein, wenn nun dieses Geld aber nicht da ist.
Zwei Fragen. Erstens, werden da möglicherweise ganze Erbschaften aufgebraucht? Wird an die Kinder herangegangen?
Oder wenn eben wirklich das Geld nicht da ist, wer hilft da? Welche Stelle und wie kann ich mich da beraten lassen?
Thorsten Gerenkamp
Also der Grundsatz ist, dass erst mal jeder selbst die Mittel aufbringen muss, bevor er die Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen kann. Was aber nicht heißt, dass man sich jetzt Gedanken machen muss, wenn man die Mittel nicht hat und der Fall eintritt, dass man mindestens einen Pflegegrad 2 braucht, um überhaupt in einem Pflegeheim aufgenommen werden zu können. Und wenn man diesen Pflegegrad 2 hat und man entscheidet für sich oder das Umfeld oder die Familie entscheidet, es geht nicht mehr im häuslichen Umfeld und wir können das nicht mehr leisten, dann hat man einen Anspruch und sucht sich einen Pflegeheimplatz aus.
Und dann ist bei der Aufnahme immer die Frage, dann kommen auch die Kosten zur Sprache. Und dann ist die Frage, kann derjenige die selber tragen oder nicht? Wenn er sie selber tragen kann und dazu gehört auch Vermögen.
Also erst mal natürlich die laufenden Einkünfte, Renten und so weiter. Jetzt haben die wenigsten eine Rente von 3.500, 4.000 Euro.
Julia Nogli
Vor allem hier in Berlin nicht.
Thorsten Gerenkamp
Genau. Und dann kommt natürlich Vermögen ins Spiel. Also wenn Vermögen vorhanden ist, muss das aufgebraucht werden.
Bis zu einem Betrag von 10.000 Euro darf man behalten. Also das ist vielleicht nochmal wichtig zu sagen. Und wenn das aufgebraucht ist, dann muss man einen Antrag Hilfe zur Pflege stellen bei dem zuständigen Sozialamt für sich.
Und da unterstützen auch zum Beispiel unsere Einrichtungen. Wird das geprüft? Wird das geprüft, muss man Dinge einreichen und so weiter.
Und wenn dann wirklich geprüft wird, es ist nichts anderes da an Vermögen, dann übernimmt der soziale Verträger. Kinder, vielleicht die Frage noch. Kinder werden nur noch in Anspruch genommen für den Elternunterhalt, wenn sie mehr als 100.000 Euro brutto verdienen. Das hat man 2020, glaube ich, geändert. Und das sind wirklich nur noch die sehr gut Verdienenden.
Julia Nogli
Weil viele ältere Leute da wirklich Angst haben und das nicht wollen. Es ist ja immer dieses Keim zur Last fallen und so weiter.
Thorsten Gerenkamp
Und das ist auch ein wichtiger Punkt. Davor haben ja auch viele Angst, dann auch zum Sozialamt. Das ist ja auch so ein Thema.
Ja, ich kann das verstehen. Aber ich möchte hier vielleicht auch allen Hörerinnen und Hörern mal sagen, dass unser System so ist, dass ich erst mal für mich selber sorge. Für mich und meine Familie.
Und wenn ich das nicht mehr kann, dann gibt es die Solidargemeinschaft. Und da muss man sich nicht schämen, wenn man in diesem Fall die Solidargemeinschaft in Anspruch nimmt.
Julia Nogli
Finde ich gut, dass Sie das sagen.
Thorsten Gerenkamp
Das ist vollkommen in Ordnung.
Julia Nogli
So ist es. Und wahrscheinlich ist der Anteil ja auch recht hoch.
Thorsten Gerenkamp
Klar.
Julia Nogli
Bei der Finanzierung Ihrer Einrichtung, oder? Das ist eher das Normale wahrscheinlich.
Thorsten Gerenkamp
Genau. Und man muss ja auch immer sagen, dann übernimmt das Sozialamt in der Regel nicht den kompletten Betrag, sondern der, der fehlt. Wenn jetzt jemand eine Rente hat von 1.100, 1.200 Euro, dann wird die Differenz vom Sozialamt getragen. Das wird in der öffentlichen Diskussion immer viel in einen Topf geworfen. Und natürlich steigen die Kosten auch für die Kommunen. Aber ich finde, das ist erst mal ein volkswirtschaftliches Problem, wenn man es so nennen will.
Und nicht für den Einzelnen, der sowieso in einer prekären Lage ist. Der hat andere gesundheitliche Probleme.
Julia Nogli
Vielleicht noch mal ganz allgemein, weil Sie es vorhin schon so versöhnlich sagten. Wie sehen Sie denn generell die Pflegesituation in Deutschland aufgestellt? Da gibt es immer so viel Kritik, man hört so viel Negatives.
Sie sehen es anders, oder?
Thorsten Gerenkamp
Naja, ich sehe es von daher anders, dass ich ein Problem mit den Schlagzeilen habe. Katastrophe, Alarmismus, Notstand, wie auch immer. Da habe ich vom Grundsatz her auch, was die finanziellen Dinge angeht, ein Problem.
Weil für mich kommt, und das sage ich auch als Betriebswirt, erst der Inhalt und dann die Finanzierung. Weil über die Finanzierung, da haben wir viele Wege, das anders zu lösen oder besser zu lösen. Aber was mich besorgt, das muss ich ganz einfach sagen, ist, wir haben es eben schon kurz angerissen, wir haben mittlerweile Wartelisten.
Und wir haben in den nächsten Jahren eine höhere Anzahl an Pflegebedürftigen, die einen Bedarf haben. Und daraus ergibt sich auch, dass mehr Menschen einen Pflegeheimplatz benötigen werden. Dass Situationen aufkommen, wo es zu Hause nicht mehr geht.
Und da ist die Frage, bekommen alle noch einen Pflegeplatz? Und bekommen alle die Versorgung, die sie benötigen? Wenn Sie heute im ländlichen Bereich auch wohnen, dann haben Sie heute schon Probleme, auch einen Pflegedienst zu bekommen, der Sie im häuslichen Bereich betreut oder unterstützt.
Und das wird sich höchstwahrscheinlich nicht verbessern. Und das ist eigentlich das, worüber wir als Gesellschaft auch mehr reden müssen, als immer nur über die Finanzen. Weil wir haben Personalmangel.
Wir jetzt in unseren Einrichtungen, heute zum Glück im Moment nicht. Wir hatten in 2024 kaum Leasingkosten. Das hat sich auf, ich glaube, 5000 Euro begrenzt.
Also das war fast nichts. Aber andere Einrichtungen haben ganze Wohnbereiche geschlossen. Heute schon, weil sie kein Personal haben.
Julia Nogli
Und man darf auch nicht von der Hand weisen, dass es nicht geht ohne Einwanderung. Dass wir Menschen deutsch beibringen, sie herholen, die gerne dann hier arbeiten müssen.
Thorsten Gerenkamp
Wir haben sehr gemischte Teams, so würde ich das mal nennen. Und alle engagierten Menschen, die für sich die Pflege als Profession gefunden haben, sind bei uns herzlich willkommen und mitzuhelfen, diese wichtige Arbeit auch zu tun.
Julia Nogli
Sagt Torsten Gehrenkamp, kaufmännischer Leiter der Immanuel Miteinander Leben GmbH. Wenn Sie mehr Infos möchten, schauen Sie hier auf www.paradiso.de, in unserer Mediathek unter Natürlich gesund. Einen entspannten Abend für Sie mit Radio Paradiso.