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Thorsten Gerenkamp, Kaufmännischer Leiter der Immanuel-Miteinander Leben GmbH, die an verschiedenen Standorten Menschen in Senioreneinrichtungen sowie Einrichtungen zur Sucht- und Behindertenhilfe betreut, war als Experte zum Thema Pflegeheim bei Radio Paradiso zu Gast.

Im Gespräch mit „Natürlich gesund“-Moderatorin Julia Nogli beleuchtet er, wie sich ein Pflegeheim finanziert. Er gibt Tipps für Angehörige betagter Eltern und erklärt, wann der richtige Zeitpunkt ist, sich über das Thema Pflegeheim zu informieren. Außerdem spricht er über die generelle die Pflegesituation in Deutschland und die Herausforderung, ausreichend engagierte Fachkräfte und Auszubildende zu finden.

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Wie funktionieren die Finanzen in Pflegeeinrichtungen?

Thorsten Gerenkamp, Kaufmännischer Leiter der Immanuel Miteinander Leben GmbH, erklärt in der Sendung „Natürlich gesund“, wie die Kosten in Pflegeeinrichtungen entstehen und warum eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema Pflegeheim sinnvoll ist.

Julia Nogli

Schön, dass Sie dabei sind. Hier ist natürlich gesund auf Radio Paradiso. Mein Name ist Julia Nogli und das Thema heißt heute teures Pflegeheim.

Wie funktionieren die Finanzen in Pflegeeinrichtungen? Experte und Gast hier im Studio ist Thorsten Gehrenkamp, kaufmännischer Leiter von Immanuel Miteinander Leben. Schönen guten Abend.

Thorsten Gerenkamp

Schönen guten Abend, Frau Nogli.

Julia Nogli

Ja, Immanuel Miteinander Leben, das müssen Sie bitte kurz erklären. Was ist das und was sind da Ihre Aufgaben?

Thorsten Gerenkamp

Also wir sind ein Zusammenschluss von Pflegeheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Da sage ich gleich noch was zu. Also erstmal sind wir eine Tochtergesellschaft der Immanuel Albertin Diakonie, eines großen Sozialunternehmens mit Schwerpunkt in Nord- und Ostdeutschland.

Und wir sind eine Tochtergesellschaft von diesem Konzern, der sich um die Altenhilfe und die Eingliederungshilfe kümmert. Wir haben insgesamt acht Einrichtungen, fünf Einrichtungen der Altenhilfe oder der klassischen Pflegeheime und drei Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Und ich bekleide dort die Position des kaufmännischen Leiters.

Salopp formuliert passe ich auf, dass uns das Geld nicht ausgeht. Und im Grunde genommen, wenn ich so rumreißen soll, meine Aufgabe ist es, den finanziellen Rahmen zu finden, sodass unsere Leute in den Einrichtungen, unsere Teams in den Einrichtungen gut pflegen und betreuen können.

Julia Nogli

Das ist ja sicher eine Mischung, wie diese Finanzen überhaupt entstehen, wo das herkommt und was man da beantragen muss und so weiter. Genau darüber wollen wir heute reden. Ganz grob gefragt, wie finanziert sich ein Pflegeheim?

Ich spreche jetzt von einem typischen Seniorenheim, wenn man das so sagen kann.

Thorsten Gerenkamp

Also es gibt viele Einzelheiten, aber ich will es mal für die Hörerinnen und Hörer ein bisschen vereinfachen. Es gibt zwei Töpfe, aus denen wir uns finanzieren. Der eine Topf ist die Pflegekasse.

Die Pflegekasse zahlt uns für jeden Bewohner, jede Bewohnerin differenziert nach Pflegegrad einen Zuschuss. Die Pflegeversicherung ist ja eine Teilkasko, eine sogenannte Teilkaskoversicherung. Sie übernimmt nicht alle Kosten.

Und der zweite Topf, das sind die Bewohnerinnen und Bewohner. Die müssen dann ihren Eigenanteil, der nicht unerheblich ist, da kommen wir gleich zu, finanzieren und bezahlen. Und genau, das sind die beiden Töpfe.

Und wenn der Bewohner oder die Bewohnerin das finanziell nicht leisten kann, dann kommt eine dritte Partei ins Spiel und das ist der sogenannte Sozialhilfeträger. Das sind dann die Landkreise, Städte, Kommunen.

Julia Nogli

Sie haben es eben schon gesagt, es geht hier um eine Menge Geld zum Teil, vielleicht mal so eine Größenordnung, das sind ja sicher mal ein paar Tausend Euro im Monat, die da irgendwie aufgebracht werden müssen, oder?

Thorsten Gerenkamp

Mittlerweile reden wir, also bei unseren Einrichtungen, wenn ich unsere Einrichtungen mal als Maßstab nehme, haben wir so einen Eigenanteil, den jeder Bewohner, jede Bewohnerin aufbringen muss von im Moment zwischen 3.400 und 3.800 Euro. Also wir werden uns perspektivisch auch wir in diesem Jahr Richtung 4.000 Euro bewegen und das ist eine Menge Geld, das ist einfach so. Und das wird auch in der öffentlichen Diskussion ist das meistens das Thema, die Pflegeheime, also wenn sie werden teuer oder sind teuer, wer soll das finanzieren?

Ja, das ist die Frage, aber eine Sache muss man auch mal vielleicht am Anfang sagen, wir sind die Glücklichen, die ein Pflegesystem haben. Also viele Länder um uns herum haben das nicht. Also bei allen Problemen, wir haben eine Teilkaskoversicherung, die Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts eingeführt wurde.

Julia Nogli

Reden wir doch auch mal ruhig über die Leistungen, was bedeutet das, wie entstehen diese Kosten, was kann derjenige in Anspruch nehmen?

Thorsten Gerenkamp

Also die Leistungen umfassen natürlich die Pflege, Betreuung, Unterkunft, Lebensmittel, also alles.

Julia Nogli

Ja, Essen, Trinken.

Thorsten Gerenkamp

Genau, Essen, Trinken, es ist eine Rundumversorgung und um auch mal vielleicht den Hörerinnen und Hörern mitzuteilen, wo entstehen diese Kosten vornehmlich? Also 65 Prozent unserer Kosten sind Personalkosten, Tendenz steigend. Das ist eigentlich eine gute Nachricht.

Das bedeutet nämlich, dass mittlerweile die Pflegefachkräfte, die Pflegehilfskräfte, die Betreuungskräfte ordentlicher bezahlt werden als noch vor 7, 8, 9, 10 Jahren. Und das ist eigentlich erstmal eine gute Nachricht. Und das bedeutet aber auf der anderen Seite, irgendwo muss das finanziert werden, irgendwo müssen diese Kosten refinanziert werden und deshalb auch die steigenden Kosten für einen Pflegeheimplatz.

Und einen Kostenblock habe ich jetzt noch unterschlagen sozusagen. Das ist natürlich auch für das Gebäude, für die Investition. Entweder die Miete oder wenn wir es im Eigentum haben, irgendwie muss auch da...

Julia Nogli

Unterhaltskosten, ja.

Thorsten Gerenkamp

Also im Grunde genommen kann man sagen, Personalkosten sind so um die 65 Prozent. Sachkosten, wozu Lebensmittel, Energie, solche Dinge gehören, sind so 20 Prozent und 15 Prozent entfallen dann auf den Bereich, ich nenne das immer die Investitionskosten, also für Miete, für die Refinanzierung des Gebäudes.

Julia Nogli

Also das ist wirklich auch nachvollziehbar. Es geht hier nicht darum, dass das beliebig und willkürlich irgendwie auch dann erhöht wird, sondern das spiegelt sich.

Thorsten Gerenkamp

Genau, das wird nicht willkürlich. Also es gibt, wir sind ein, und das ist vollkommen in Ordnung, ein sehr regulierter Bereich, sowohl inhaltlich als auch finanziell. Also Sie können nicht einfach ein Pflegeheim aufmachen, sondern Sie müssen das beantragen.

Sie brauchen einen Versorgung, einen sogenannten Versorgungsvertrag mit den Pflegekassen und mit den Sozialhilfeträgern, dass sie berechtigt sind. Wir werden auch jedes Jahr geprüft letztendlich, wie pflegen wir, wie ist der Zustand in den Pflegeheimen. Wir sind ein reglementierter Bereich, das ist auch richtig so, weil wir uns ja um pflegebedürftige Menschen kümmern.

Und die sind angewiesen auf den Pflegeplatz in der Regel und können sich vielleicht auch nicht mehr dann selber darum kümmern, ob alles in Ordnung ist. Und da spielen die Prüfbehörden, Heimaufsicht, Pflegekassen eine große Rolle, das ist inhaltlich. Und sowohl auch beim finanziellen Bereich, also ich kann jetzt nicht sagen, wir erhöhen jetzt einfach mal die Entgelte, sondern auch das ist ein geregeltes Verfahren.

Wir verhandeln unsere Pflegeentgelte mit den Pflegekassen und mit den Sozialhilfeträgern. Und da müssen wir einen Antrag stellen und das wird geprüft. Das ist eine Verhandlung.

Ich stelle mir was anderes vor als gegebenenfalls die Pflegekasse und dann einigt man sich und dann werden die festgesetzt und das sind dann die Pflegeentgelte, die wir auch abrechnen dürfen. Und wir dürfen nicht einfach irgendwie beliebig unsere Preise erhöhen. Und wichtig ist auch noch, wir müssen das natürlich auch unseren Bewohnerinnen und Bewohnern rechtzeitig mitteilen und dass sie auch Bescheid wissen, ab wann erhöhte Pflegegesetze gelten.

Julia Nogli

Es ist ja nun mal so, auch wenn es viele Bemühungen gibt und viele Menschen das auch gerne möchten, dass sie so lange wie möglich zu Hause bleiben. Da gibt es auch allerlei Hilfen, haben wir ja auch an anderer Stelle schon besprochen. Aber es gibt eben Situationen, wo es besser ist, versorgt zu sein, umsorgt zu sein und auch eben möglichen Dingen vorzubeugen, die passieren können, weil man eben in einem Pflegeheim ist.

Kann man da auch mal so ein bisschen die Angst nehmen? Also vor einem Pflegeheim, wie tastet man sich denn daran? Wann sollte man überhaupt anfangen, sich mit dieser Thematik mal zu befassen?

Thorsten Gerenkamp

Frühzeitig. Also das ist ein Thema, was wir natürlich, jeder hält das so lange wie möglich von sich weg. Und man sollte, das ist auch meine Erfahrung oder auch wenn ich mit unseren Einrichtungsleitungen, mit unserer Pflegedienstleitung spreche, man sollte sich frühzeitig mit dem Thema beschäftigen.

Nicht erst, wenn es soweit ist, weil dann entsteht zu, ich nenne das jetzt mal emotionaler, oder emotionalem Druck, auch noch der Druck, dann irgendwie was regeln zu müssen. Das passiert dann aus Situationen heraus, wo sowieso alles fragil ist und wo ein Ereignis, in der Regel ist ja, passiert irgendwas und dann braucht man einen Platz. Und man sollte sich frühzeitig einfach, nicht erst mit 60, sondern auch, ich bin jetzt Mitte 40, dann sollte man sich auch mal mit diesem Thema beschäftigen und sich fragen, wie möchte ich denn alt werden?

Was ist für mich wichtig, und das ist eine sehr individuelle Frage, das ist bei jedem, bei Ihnen anders als bei mir, wie möchte ich eigentlich alt werden? Wie möchte ich umsorgt werden, gepflegt werden, wenn ich nicht mehr so kann, wie ich möchte? Jeder möchte so lange wie möglich im häuslichen Bereich, in seinem Umfeld, am besten alt werden.

Wenn Sie jetzt hier eine Umfrage machen in Deutschland, wer möchte ins Pflegeheim, dann werden Sie nicht einen Prozentpunkt, glaube ich, erreichen, der sagt, das kann ich mir vorstellen. Und damit sich umfassend zu beschäftigen und auch das für sich klar zu haben und das auch mit seinen Angehörigen, mit seinen Liebsten zu teilen, damit die auch wissen, was braucht derjenige? Das auch zum Thema machen, im Freundes- und Bekanntenkreis.

Ich weiß, das macht man selten.

Julia Nogli

Ja, das stimmt.

Thorsten Gerenkamp

Was ich eben gesagt habe, wir verdrängen das erst mal. Das passiert mir ja nicht oder wie auch immer, aber das sollte man tun.

Julia Nogli

Es ist ja nicht nur dann diese Entscheidung da zu treffen, ein mögliches Pflegeheim zu besuchen, sondern es ist auch schwierig, einen Platz zu finden, oder?

Thorsten Gerenkamp

Mittlerweile, ja, wir arbeiten in unseren Einrichtungen, in unseren fünf Einrichtungen der Altenhilfe, mittlerweile mit Wartelisten wieder. Also es ist nicht gesagt, wenn Sie heute einen Pflegeplatz brauchen, dass Sie morgen einen haben. Das ist einfach so.

Wir haben freie Pflegeheimwahl in Deutschland. Also jeder darf seinen Aufenthaltsort als Bürger selbst bestimmen. Das ist auch gut so.

Es gab mal die Fälle, dass Sozialhilfeträger versucht haben, dann Leute in die billigeren oder kostengünstigeren Pflegeheime unterzubringen. Das ist untersagt, auch höchstrichterlich. Da darf sich jeder sein Pflegeheim aussuchen, aber wenn da ein Platz ist.

Es gibt keinen Rechtsanspruch, das ist vielleicht auch mal wichtig zu sagen, auf einen Pflegeheimplatz.

Julia Nogli

Vielleicht noch mal zu den Kosten. Sie hatten es schon gesagt, das wissen wir alle, die sind hoch und das ist auch berechtigt. Das muss so sein, wenn nun dieses Geld aber nicht da ist.

Zwei Fragen. Erstens, werden da möglicherweise ganze Erbschaften aufgebraucht? Wird an die Kinder herangegangen?

Oder wenn eben wirklich das Geld nicht da ist, wer hilft da? Welche Stelle und wie kann ich mich da beraten lassen?

Thorsten Gerenkamp

Also der Grundsatz ist, dass erst mal jeder selbst die Mittel aufbringen muss, bevor er die Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen kann. Was aber nicht heißt, dass man sich jetzt Gedanken machen muss, wenn man die Mittel nicht hat und der Fall eintritt, dass man mindestens einen Pflegegrad 2 braucht, um überhaupt in einem Pflegeheim aufgenommen werden zu können. Und wenn man diesen Pflegegrad 2 hat und man entscheidet für sich oder das Umfeld oder die Familie entscheidet, es geht nicht mehr im häuslichen Umfeld und wir können das nicht mehr leisten, dann hat man einen Anspruch und sucht sich einen Pflegeheimplatz aus.

Und dann ist bei der Aufnahme immer die Frage, dann kommen auch die Kosten zur Sprache. Und dann ist die Frage, kann derjenige die selber tragen oder nicht? Wenn er sie selber tragen kann und dazu gehört auch Vermögen.

Also erst mal natürlich die laufenden Einkünfte, Renten und so weiter. Jetzt haben die wenigsten eine Rente von 3.500, 4.000 Euro.

Julia Nogli

Vor allem hier in Berlin nicht.

Thorsten Gerenkamp

Genau. Und dann kommt natürlich Vermögen ins Spiel. Also wenn Vermögen vorhanden ist, muss das aufgebraucht werden.

Bis zu einem Betrag von 10.000 Euro darf man behalten. Also das ist vielleicht nochmal wichtig zu sagen. Und wenn das aufgebraucht ist, dann muss man einen Antrag Hilfe zur Pflege stellen bei dem zuständigen Sozialamt für sich.

Und da unterstützen auch zum Beispiel unsere Einrichtungen. Wird das geprüft? Wird das geprüft, muss man Dinge einreichen und so weiter.

Und wenn dann wirklich geprüft wird, es ist nichts anderes da an Vermögen, dann übernimmt der soziale Verträger. Kinder, vielleicht die Frage noch. Kinder werden nur noch in Anspruch genommen für den Elternunterhalt, wenn sie mehr als 100.000 Euro brutto verdienen. Das hat man 2020, glaube ich, geändert. Und das sind wirklich nur noch die sehr gut Verdienenden.

Julia Nogli

Weil viele ältere Leute da wirklich Angst haben und das nicht wollen. Es ist ja immer dieses Keim zur Last fallen und so weiter.

Thorsten Gerenkamp

Und das ist auch ein wichtiger Punkt. Davor haben ja auch viele Angst, dann auch zum Sozialamt. Das ist ja auch so ein Thema.

Ja, ich kann das verstehen. Aber ich möchte hier vielleicht auch allen Hörerinnen und Hörern mal sagen, dass unser System so ist, dass ich erst mal für mich selber sorge. Für mich und meine Familie.

Und wenn ich das nicht mehr kann, dann gibt es die Solidargemeinschaft. Und da muss man sich nicht schämen, wenn man in diesem Fall die Solidargemeinschaft in Anspruch nimmt.

Julia Nogli

Finde ich gut, dass Sie das sagen.

Thorsten Gerenkamp

Das ist vollkommen in Ordnung.

Julia Nogli

So ist es. Und wahrscheinlich ist der Anteil ja auch recht hoch.

Thorsten Gerenkamp

Klar.

Julia Nogli

Bei der Finanzierung Ihrer Einrichtung, oder? Das ist eher das Normale wahrscheinlich.

Thorsten Gerenkamp

Genau. Und man muss ja auch immer sagen, dann übernimmt das Sozialamt in der Regel nicht den kompletten Betrag, sondern der, der fehlt. Wenn jetzt jemand eine Rente hat von 1.100, 1.200 Euro, dann wird die Differenz vom Sozialamt getragen. Das wird in der öffentlichen Diskussion immer viel in einen Topf geworfen. Und natürlich steigen die Kosten auch für die Kommunen. Aber ich finde, das ist erst mal ein volkswirtschaftliches Problem, wenn man es so nennen will.

Und nicht für den Einzelnen, der sowieso in einer prekären Lage ist. Der hat andere gesundheitliche Probleme.

Julia Nogli

Vielleicht noch mal ganz allgemein, weil Sie es vorhin schon so versöhnlich sagten. Wie sehen Sie denn generell die Pflegesituation in Deutschland aufgestellt? Da gibt es immer so viel Kritik, man hört so viel Negatives.

Sie sehen es anders, oder?

Thorsten Gerenkamp

Naja, ich sehe es von daher anders, dass ich ein Problem mit den Schlagzeilen habe. Katastrophe, Alarmismus, Notstand, wie auch immer. Da habe ich vom Grundsatz her auch, was die finanziellen Dinge angeht, ein Problem.

Weil für mich kommt, und das sage ich auch als Betriebswirt, erst der Inhalt und dann die Finanzierung. Weil über die Finanzierung, da haben wir viele Wege, das anders zu lösen oder besser zu lösen. Aber was mich besorgt, das muss ich ganz einfach sagen, ist, wir haben es eben schon kurz angerissen, wir haben mittlerweile Wartelisten.

Und wir haben in den nächsten Jahren eine höhere Anzahl an Pflegebedürftigen, die einen Bedarf haben. Und daraus ergibt sich auch, dass mehr Menschen einen Pflegeheimplatz benötigen werden. Dass Situationen aufkommen, wo es zu Hause nicht mehr geht.

Und da ist die Frage, bekommen alle noch einen Pflegeplatz? Und bekommen alle die Versorgung, die sie benötigen? Wenn Sie heute im ländlichen Bereich auch wohnen, dann haben Sie heute schon Probleme, auch einen Pflegedienst zu bekommen, der Sie im häuslichen Bereich betreut oder unterstützt.

Und das wird sich höchstwahrscheinlich nicht verbessern. Und das ist eigentlich das, worüber wir als Gesellschaft auch mehr reden müssen, als immer nur über die Finanzen. Weil wir haben Personalmangel.

Wir jetzt in unseren Einrichtungen, heute zum Glück im Moment nicht. Wir hatten in 2024 kaum Leasingkosten. Das hat sich auf, ich glaube, 5000 Euro begrenzt.

Also das war fast nichts. Aber andere Einrichtungen haben ganze Wohnbereiche geschlossen. Heute schon, weil sie kein Personal haben.

Julia Nogli

Und man darf auch nicht von der Hand weisen, dass es nicht geht ohne Einwanderung. Dass wir Menschen deutsch beibringen, sie herholen, die gerne dann hier arbeiten müssen.

Thorsten Gerenkamp

Wir haben sehr gemischte Teams, so würde ich das mal nennen. Und alle engagierten Menschen, die für sich die Pflege als Profession gefunden haben, sind bei uns herzlich willkommen und mitzuhelfen, diese wichtige Arbeit auch zu tun.

Julia Nogli

Sagt Torsten Gehrenkamp, kaufmännischer Leiter der Immanuel Miteinander Leben GmbH. Wenn Sie mehr Infos möchten, schauen Sie hier auf www.paradiso.de, in unserer Mediathek unter Natürlich gesund. Einen entspannten Abend für Sie mit Radio Paradiso.